Dienstag, 9. September 2008

Gewöhnung ans Großstadtleben

17.09.08

Unglücklicherweise hab ich mich am Sonntag abend wohl erkältet..ich habe das Kratzen im Hals schon bemerkt, als ich nach Hause kam. Bin am Montag zwar zur Arbeit, musste aber früher nach Hause, da ich sonst wohl den Tag nicht überstanden hätte. In der Stadt hab ich mir noch eine guatero (Wärmflasche) gekauft, dann ging es ins Bett. Dort habe ich dann auch den Dienstag verbracht und bin nur für kurze Besuche im Bad, in der Küche (Tee kochen) oder zum Mittagessen aufgestanden, dass Tom netterweise gekocht hat. Dann hat abends noch Cristian (einer von Svens Freunden) angerufen, der unbedingt noch mit mir ausgehen wollte, bevor er über das lange Wochenende nach Concepcion fährt.. :) Sehr lieb, leider muss ich ihn enttäuschen...aber nächste Woche klappt es bestimmt mal!

Heute (Mittwoch) sitze ich wieder im Institut, es geht wieder mas o menos, richtig gesund fühle ich mich zwar noch nicht, aber gut - morgen ist ja der Dieciocho, da kann man ja nicht krank sein! :)

Viva Chile, mierda! ;)

Am Nachmittag gibt es eine kleine Feier im Institut, um sich auf die Feiertage einzustimmen. Es ist ganz lustig, viel leckeres Essen und Trinken, gesponsert von den Chefs - toll!
Auch hier wird Cueca (DER chilenische Nationaltanz) getanzt, auch die Chefs müssen mit ran...
Anschließend gehen Sophia, Franzi, Tobias und ich (die Praktikantenriege) noch etwas trinken...wir landen im La Piojera, dort gibt es etwas richtig leckeres : Teremoto. Übersetzt bedeutet das Erdbeben und der Name ist Programm. Nachdem es im Goethe schon Rotwein und Chicha gab, reichen zwei dieser Drinks, um enorm angeheitert zu werden. Wir werden ständig von den Chilenen zum Tanzen aufgefordert (was wir natürlich auch irgendwann freudig mitmachen) und in Gespräche verwickelt...richtig erheiternd ist es, wenn sie versuchen, mit uns auf englisch zu plaudern :) Aber auch die Anstrengungen muss man würdigen!
Gegen 18 Uhr verabschiede ich mich, um mich noch mit Claudio zu treffen. Auch das ist wieder ganz nett, auch wenn ich erst mal Kaffee brauche :)

15.09.08

Gestern war ich erst in der Vega essen (mal wieder Cazuela, ich werde wohl noch süchtig nach dem Zeug), dann kurzer Bummel über den Markt, durch den Mercado Central und über die Brücke des Rio Mapocho (selbiger ist eher nicht sehenwert, da unglaublich dreckig und versifft):

Rio Mapocho


Anschließend schaue ich mir den Parque O`Higgins an. Das ist ein großer Park mit einer Pferderennbahn. Dort gehen unglaublich viele Menschen gerade dem chilenischen Nationalsport Nr. 1 nach: Drachen steigen lassen. Man muss ständig aufpassen, dass man nicht über eine Drachenschnur stolpert ;). Abends treffe ich mich dann mit Claudio. Ich war ja echt gespannt, ob er sich den Termin a) überhaupt gemerkt hat (wir waren ja beide relativ betrunken) und b) falls ja, ob er pünktlich ist (dafür sind die Chilenen ja wirklich nicht bekannt). Ich staune: Als ich (ziemlich genau gegen 18 Uhr) ankomme, wartet er sogar schon. Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder... Und was machen wir dann? Richtig: Bier trinken (konsumieren die Leute hier auch mal was ohne Alkohol???) Nun ja...gegen 22 Uhr muss ich dann leider los, um noch eine Metro zu erwischen..die fahren nämlich nicht allzu lange...Die Busse sind zwar fast die ganze Nacht unterwegs, aber ich hab das System noch nicht ganz durchschaut...Also gehe ich lieber auf Nummer Sicher.

Wichtigstes Fazit des Sonntages: Als Gringa ist es NICHT empfehlenswert, in einem Rock allein durch die Straßen Santiagos zu laufen..so extrem wie heute bin ich wohl noch nie angebaggert worden! Circa 80 % der Männer pfeifen einem hinterher, labern einen irgendwie an oder starren einen an, als hätten sie seit Monaten keine Frau mehr gesehen. Ich glaub, wenn ich eine hübsche Blondine wäre, würde sich der Prozentsatz noch auf 99,9 % erhöhen... :) Aber gut, daran muss man sich halt gewöhnen, ist eben die südamerikanische Mentalität.

Leider bin ich heute Morgen mit gemeinen Halsschmerzen aufgewacht, wie fies! Aber das liegt bestimmt daran, dass ich gestern abend mit dem Bus gefahren bin und der Fahrer die Türen nicht zugemacht hat..da hab ich mich bestimmt verkühlt! Hoffentlich wird das bis zum Donnerstag wieder besser, zum Dieciocho möchte ich schon wieder fit sein!


14.09.08

Gestern war ich (nachdem ich länger geschlafen habe) mal wieder in der Stadt unterwegs. Erst wieder Innenstadt, dann hab ich mir endlich mal La Moneda angesehen und danach ging es wieder zu meinem geliebten Cerro Santa Lucia. Anschließend hab ich mir den Feria Santa Lucia (einen Markt für Klamotten, Schmuck und viele andere schöne Dinge). Ich glaub, da werd ich auch meine Mitbringsel kaufen! So viele tolle Sachen - hab mir erst mal Ohrringe und eine Kette gekauft (ihr kennt mich ja!).

La Moneda

Aufgang zum Cerro Santa Lucia

Abends hab ich noch Wein mit Sven und Tom (Svens Papa) getrunken und bin gegen 23 Uhr ins Bett.


13.09.08

OK, das Konzert gestern war so ziemlich das krasseste, was ich jemals erlebt habe!!!! (Und es war laut Sven für Chile eher normal..)

Beschreibung des Abendablaufes: Ich fahre mit der Metro nach Cumming, um dort Sven und seine Freunde zu treffen. Dann trinken wir erst mal ein paar Bier, die übliche Abendvorbereitung also. Leider verstehe ich nicht wirklich, was die anderen so erzählen, denn erstens sprechen sie schnell, zweitens nuscheln die Chilenen die Wörter immer so endlos zusammen und drittens ist meist die Musik in dem Laden so laut, dass ich nicht mal Sven, der freundlicherweise einiges dolmetscht, verstehe. Aber gut, es ist auch so ganz lustig. Der Rest der Gruppe beschließt, die (angeblich grottenschlechte) Vorband ausfallen zu lassen und stattdessen noch ein wenig weiterzutrinken. Später fahren wir dann zu Titos (glaube ich) Onkel, lassen unsere Taschen und Jacken sowie das Auto dort und laufen (natürlich nicht, ohne auf dem Weg noch mal Bier zu besorgen) zum Teatro Novedades. Unterwegs wird mir erklärt, dass es in Chile eigentlich verboten ist, auf offener Straße Alkohol zu trinken, so dass wir unsere Dosen immer dann, wenn die Polizei kommt, unauffällig nach unten halten. Vor dem Teatro ist schon einiges los, irgendwelche Hools grölen rum, die Polizei ist natürlich auch schon da und das Gedränge vor dem Eingang ist unbeschreiblich (ich werd nie, nie wieder über die Einlassschlangen in Deutschland meckern). Ich krieg nur noch die Anweisung, meine Karte wirklich erst dann aus der Tasche zu holen, wenn ich unmittelbar vor der Security stehe, ansonsten ist es anscheinend möglich, dass sie mir aus der Hand gerissen wird. Könnte ich mir bei der Meute gut vorstellen. Die Jungs nehmen mich vor sich und beschützen mich damit wohl vor den schiebenden und quetschenden Menge. Nach dem Einlass wird man noch abgetastet. Sobald wir im Vorraum sind, dringt von draußen eine enorme Wolke Tränengas ein - die Bullerei hat anscheinend durchgegriffen. Es ist wirklich eklig (hat Tränengas halt so an sich) und wir gehen gleich weiter in die Konzerthalle. Dort ist es schon voll - die meisten Anwesenden sind männlich (wer hätte das bei Agnostic Front nur gedacht), zugehackt mit Tattoos und angetrunken. Als ich mich umsehe, sehe ich neben mir erst mal drei Typen, die sich ganz in Ruhe ne Line ziehen. Ok, von mir aus...ist zwar schon seltsam, stört aber keinen hier. Sobald das Konzert beginnt, wird die Halle zum Hexenkessel, ich bleib vorsichtshalber in der Mitte, wo es nicht ganz so schlimm ist. Man kann dort auch ganz gut pogen, ist also ok. Einer von Svens Freunden steht dann neben mir und beschützt mich ganz lieb, wenn er findet, dass es neben mir zu wild wird - sehr nett! ;) Während dem Konzert betätigt irgendein Idiot einen Feuerlöscher, ein beißender Geruch verbreitet sich (hey, eigentlich hat vorhin das Tränengas gereicht!!!) und ich hab heute noch nen leicht pelzigen Geschmack auf der Zunge. Der Sänger von Agnostic Front schwitzt wie sonstwas, bei jeder Bewegung tränkt er die ersten Reihen... Nach dem Konzert gehen wir (Überraschung!) wieder Bier trinken. Wir treffen weitere Freunde, die zwar Karten für das Konzert hatten, aber nicht reingelassen wurden, da die Polizei wohl das Teatro abgesperrt hat und man nicht mehr reinkam. Ist natürlich ziemlich besch..., für chilenische Verhältnisse war die Karte ja auch teuer. In der Kaschemme, in der wir dann landen, ist es voll, laut und es laufen (wie überall) laut die Musiksender im Fernsehen. Ich versuche, mich mit Claudio (einem der Leute, die nicht reinkamen) zu unterhalten, wir radebrechen in englisch und spanisch rum. Lustig! Zur Erheiterung aller kauft er mir bei einem Blumenverkäufer eine Rose, der Tisch lacht sich halbtot und ich find es ziemlich süß. ;) Später fahren wir weiter zum nächsten Konzert, wo Freunde von einem Mädel, das mit uns bei Agnostic Front war, spielen. Als wir ankommen, sind sie zwar schon fertig, aber zwei weitere Band stehen noch aus. Wir zahlen nach einigen Verhandlungen nur noch 2000 CLP (da ja schon eine Band gespielt hat usw) und gehen in den kleinen, gut gefüllten Laden. Die Bands gehen voll ab, die Leute auch...wieder ist vor der Bühne dichtes Gedränge, ich kann mich da nicht halten (hab auch nicht mehr unbedingt Lust dazu) und setze meine Konversationsversuche fort. Gegen Drei ist dann die letzte Band fertig, ich werd langsam müde und suche Sven (da ja sein Papa da ist, haben wir nur einen Schlüssel und müssen zusammen nach Hause). Kurz vor Vier sind wir dann draußen (man muss ja noch allen Adios sagen), gehen zur Bushalte, nehmen letzten Endes aber doch ein Taxi (es ist ziemlich kalt, der Bus kommt ewig nicht etc). Gegen Fünf sind wir daheim, ich falle todmüde ins Bett.

Fazit: Danke an meinen derzeitigen Lieblingsmitbewohner, da ich durch ihn das interessante Nachtleben Santiagos kennenlerne ;) War echt ein cooler Abend und durchaus wiederholungswürdig!!!

12.09.08

Heute abend geht es auf Konzert..juhu! Gerade hab ich gehört, dass es gestern abend schon ganz heftig war. Erste Aussage: 4 Polizisten und 2 Zivilpersonen sind schwer verletzt (durch Schüsse), evtl. sogar in Lebensgefahr. Zudem gab es wohl recht viele Verhaftungen...war also insgesamt doch eher kein ruhiger Abend! Die Meinungen über die Schwere der Ausschreitungen gehen ziemlich auseinander, es gibt auch Berichte über 11 Verletzte....höchstwahrscheinlich noch mehr, ganz genau wird man das hier wahrscheinlich nie erfahren.

Heute steht eine Fortbildung (Kunst im Unterricht) an, an der wir Praktikanten auch teilnehmen dürfen...da bin ich auch schon erwartungsvoll! ;)

Die Fortbildung war sehr interessant, auch wenn ich leider aufgrund des geplanten Konzertbesuches etwas früher gehen musste. Aber hat Spaß gemacht (Margot, falls du das hier zufällig mal liest: Gutes Seminar! Danke!)

11.09.08

Heute morgen habe ich Svens Papa vom Flughafen abgeholt. Leider war er doch schon früher da als erwartet (Sven meinte, der Flieger würde um 7.40 Uhr landen, er war aber schon um 7.00 Uhr da) und musste ein wenig warten. Aber gut, so ist das Leben, konnte ich dann auch nicht mehr ändern! ;)

Gestern hat Chile beim Fußball gewonnen (4:0), das war dann recht erfreulich (ok, für mich ja nicht unbedingt, bin ja nicht gerade der größte Fußballfan..aber für die Chilenen schon!)

Auf den heutigen Abend bin ich gespannt, die Meinungen über die Heftigkeit der zu erwartenden Demos sind unterschiedlich, der Konsens ist aber: Bleib zuhause und geh nicht raus! Na, mal schauen, ob es wirklich so heftig wird...

Im Goetheinstitut läuft es gut, die Kollegen sind wirklich nett und die Mittagspause im Kreis lieber Menschen zu verbringen hebt die Laune schon ziemlich! ;)

Mein Arbeitsplatz (eigentlich das Lehrerzimmer, aber auch die Praktikanten müssen ja irgendwo unterkommen):

Sala de profesores

Abends gehe ich bereits um 17.00 Uhr (offiziell von der Chefin erlaubt), da ich nicht weiß, ob später noch die Metros usw. fahren (angeblich macht auch die Metro dicht, wenn es zu Krawallen kommt). Aber ich bekomme überhaupt nicht von etwaigen Unruhen mit, alles ist normal. Dennoch gehe ich nicht mehr raus. Sven geht mit seinem Papa in die Stadt essen. Als er zurückkommt, meint er auf meine Nachfrage, dass es "die üblichen" Straßenbrände geben würde.... in Macul selbst merke ich nichts. Weder fahren viele Polizeiautos, noch hört man irgendwelchen Lärm...bis auf kurze Stromausfälle (den Unruhen irgendwo in Santiago geschuldet) merke ich rein gar nichts außergewöhnliches....Vielleicht berichtet morgen jemand mehr!

Mein Lieblingswauz :)

10.09.08

Ein neuer Tag..und das Wetter wird besser! *juhu* Hoffentlich bricht jetzt endlich mal der Frühling an. Es soll wärmer werden!

Ich informiere mich über den morgigen Tag: Am 11. September 1973 war hier der Militärputsch, mit dem sich Pinochet an die Macht gebracht hat und daraufhin eine Diktatur errichtete. Präsident Allende hat sich an diesem Tag (so sagt man) im Regierungspalast La Moneda umgebracht. An diesem Tag wurden unglaublich viele Allende-Anhänger umgebracht oder inhaftiert. Und anscheinend ist das Trauma der Pinochet-Diktatur auch heute noch nicht einmal im entferntesten aufgearbeitet...

Und daher gibt es morgen wohl Kämpfe zwischen Anhängern Pinochets (die es hier wohl immer noch gibt, aber naja..in Deutschland gibt es ja auch immer noch viel zu viele Leute mit rechtem Gedankengut) und Anhängern Allendes...hoffentlich wird das nicht zu krass!

Das mit dem Frühling hat sich anscheinend auch erledigt, am Abend regnet es...irgendwie hätte ich wirklich schöneres Wetter erwartet, so ein Mist! Aber als ich aus der Metro aussteige, hört der Regen gerade wieder auf und zwei wunderschöne Regenbögen (ist das die richtige Pluralform?) spannen sich über Macul...



09.09.08

Und weiter geht es mit dem Praktikum...es gibt ein wenig Stress wegen der Homepage des Institutes. Irgendwie haben ca. 4 Leute ein und diesselbe Seite immer wieder geändert - nur leider unabhängig voneinander. Keiner weiß im Endeffekt, wie es morgen dann ausschaut (bei CMS dauert es dann immer einen Tag, bis das programmierte auch wirklich zu sehen ist).

Nun ja..wie dem auch sei. Heute ging eine Empanada (Teigtaschen) und Chicha (Federweißer) -Liste rum ;) . Nächste Woche sind Donnerstag und Freitag ja Feiertage (es ist der Mes de la Patria, der Monat des Vaterlandes und am 18.09. ist der Nationalfeiertag Dieciocho) und am Mittwoch stimmt man sich da anscheinend schon mal drauf ein. Wie schön, wie schön, wie schön!

Zudem werde ich davor gewarnt, am Donnerstag spätnachmittags/abends aus dem Haus zu gehen, da dann hier anscheinend schwere und z.T. bewaffnete Auschreitungen sind. Es scheint, als wäre es an diesem Tag üblich, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern früher freigeben, damit diese rechtzeitig nach Hause können..ob das am Goethe auch so ist?

Als ich abends heimfahre, sehe ich in der Ferne mal wieder die Sonne glutrot über den Anden untergehen. Leider ist sie schon fast verschwunden, als ich aus der Metro aussteige, ich konnte es also nicht fotografieren. Als kleiner Eindruck hier ein Bild, dass ich vor meinem Haus gemacht habe:

Abends in Macul - schön, oder?

08.09.08
Die zweite Woche beginnt. Gestern hat Chile im Fußball haushoch (0:3) verloren. Schade, wo doch die Chilenen so fußballverrückt sind...

Am Goethe-Institut läuft es inzwischen recht gut, mal schauen, was da noch auf mich zukommt. Nächsten Monat würd ich ja gerne einen Spanischkurs machen- vielleicht kann ich mich dann ja endlich mal besser hier verständigen! ;)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo anna :-)
wie gut, dass deine eltern mir die adresse gegeben haben ;-)
jetzt weiß ich wenigstewns was du so treibst! klingt aufgregend!
umarmung und kuss,
lotta